ROCKCABARET

GEORG RINGSGWANDL
Staufenbrücke ist ein Teil von Bad Reichenhall. Wer dort wohnt, nennt das Quartier Staffabruck. Georg Ringsgwandl ist in Staffabruck aufgewachsen. «Staffabruck» heissen auch sein aktuelles Programm und seine jüngste CD. Ringsgwandls Vater, schwer verletzt und mit einer unstillbaren Wut auf die Offizierskaste aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt, legte sich lebenslänglich mit Autoritäten an. Georg Ringsgwandl sagt's mit Stolz. Er sagt aber auch, dass er als Junge lieber einen angepassteren Vater gehabt hätte. «Staffabruck», das Programm, nimmt die Stimmung auf, die in den 50er Jahren in Staffabruck, dem Viertel, geherrscht hatte. «Eine Mischung aus Idylle und Katastrophe.» Ringsgwandl lernte als Jüngling, die Zither zu spielen, das Klavier der armen Leute.

Er machte das Abitur - und ärgerte sich als Proletensohn gründlich über die Bürgerkinder, die im 68er Jahr auch in Bad Reichenhall die Revolution probten. Er wechselte von der Zither zur Gitarre, wurde erst Geheimtip, dann Kultfigur, er bildete sich zum Kardiologen aus, wurde Oberarzt. Weil sich das von Jango Edwards beeinflusste Musikerleben auf Dauer nicht mit den Anforderungen kombinieren liess, die an einen Mediziner gestellt werden, wurde aus dem Auch-Kardiologen ein Nur-Musiker. Der unangepasste Rockkabarettist (in einem seiner schönsten Lieder stellt er sich der Frage «Bin ich denn ein Kasperl, bin ich ein Genie?») schreibt zurzeit an einer Punkoper.

KURT-EMIL MERKI

 

Georg Ringsgwandl über.....

KASPERL: «Der Kasperl lockt die Leute in den Saal und macht die Tragik erträglich, indem er die grausamen Unabänderlichkeiten des Lebens in eine verdaubare Form bringt. Der Kasperl ist ein Kinderfreund, und gleichzeitig haben alle Kinder ein Kasperlelement in sich. Der Kasperl ist asexuell wie die Zwerge. Aber ich mag ihn gern, denn er ist eine Figur, mit der man alles Mögliche darstellen kann, was vielleicht ein wenig hart ist, was eine Zumutung ist. Er kann das so verpacken, dass es anhörbar wird.»

GENIE: «Das Genie ist was Eitles und immer in der Gefahr, lächerlich zu werden, weil es sich selbst zu wichtig und zu ernst nimmt. Auf der andern Seite: Ohne ein bisserl Genie ist die Kunst trostlos. Dass der Wahnsinn nahe beim Genie sei, ist ein Klischee. Der Wahnsinn kann auch beim Idioten oder beim Dummen sein. Wahnsinn ist mehr ein Gefühlszustand, eine Steigerung der Ekstase. Oft sind die Genies ganz bieder, wie man von Albert Einstein oder von Thomas Mann weiss. Wenn ich mir Genialität zusprechen würde, müssten mich die Eitelkeit und der Wahnsinn gleichzeitig gebissen haben. The Prince ist ein Genie, Paul McCartney ist ein Genie, zumindest in seiner Sparte.»

ZITHER: «Wenn ich dieses Wort höre, bemächtigt sich eine gewisse Wehmut meines Herzens. Es ist ein Instrument, das einen wunderschönen und etwas eigentümlichen Klang hat. Die Musik, die mit der Zither gemacht wird, ist zerbrechlich und leise und unaufdringlich. In einer Welt, die aus lauter Dampflokomotivtönen besteht und von lärmigen Werbestrategien beherrscht wird, hat die Zither als kleines, nicht verstärkbares Instrument keine Chance. Die Zither ist am Aussterben, sie müsste auf die Liste zum Schutz der aussterbenden Arten gesetzt werden. Wie der Pandabär. Demnächst werde ich meine Zither wieder hervorholen und sie auf der Bühne spielen.»


aus zuerionline.ch